
Klappentext:
„Pit, ich weiß, es ist nicht leicht für dich. Vertrau mir, ich weiß, was ich tue und bitte akzeptiere die Situation, wie sie ist.“
Verhaftet? Anstiftung zum Mord? Ausgerechnet Natasha? Die Welt von Pit steht Kopf, als das LKA vor ihrer Wohnungstür steht und Natasha festnimmt. Und wie reagiert sie? Wortlos und ohne Widerstand zu leisten geht sie mit.
Klar, ist Natasha wütend, dass Alexander Egbert aus der U-Haft entlassen worden ist. Wer wäre das nicht? Immerhin ist er der Kopf des größten Menschenhändlerringes, den sie je haben auffliegen lassen. Und nicht nur das. Er hat 16-jährige Mädchen mit seinen abartigen sexuellen Vorlieben missbraucht. Mädchen, die alle so aussahen wie Natasha, sein erstes Opfer. Aber Anstiftung zum Mord?
Während Pit noch versucht zu verstehen, was da gerade passiert, rennt Natasha in der Justizvollzugsanstalt die Zeit davon. Kann Pit Natashas Unschuld beweisen oder sieht er sich gezwungen einen Mord zu decken?
Inhaltsverzeichnis
Die Idee hinter der Geschichte:
Als Ich fing Sondereinheit Themis Band 5: Hinter Gittern zu schreiben lautete der Arbeitstitel Ehrenmord. Doch schnell wurde mir klar, dass der Titel zur Verwirrung führen würden, denn was ein Ehrenmord ist oder nicht, wird oft unterschiedlich beurteilt. In einem war ich mir jedoch sicher, einen Ehrenmord trifft vorwiegend Frauen und es wäre falsch ja vielleicht sogar sträflich, ihn in Zusammenhang mit dem, was in der Geschichte passiert, zu verwenden.
In Band 5 sollte es um den Prozess von Alexander Egbert gehen. Inzwischen bin ich ein großer Fan von dem Podcast Zeit Verbrechen. Reale Verbrechen sind viel komplexer, als es in den meisten Büchern zu lesen ist. Das was am meisten erschreckt, ist die Menschlichkeit der Täter und das obwohl ihre Taten völlig unverständlich sind oder auf dem ersten Blick erscheinen. Mein Problem ist jedoch, dass man beim Zuhören mehr und mehr ein Gefühl für unseren deutschen Rechtstaat erhält. Welche Aufgabe hat die Justiz, welche die Polizeibehörden und welche Rolle spielen dabei die Journalisten? Das stimmt oft mit dem, was ich in meinen Büchern schreibe nicht überein. Okay, natürlich schreibe ich fiktive Geschichten, doch wieviel davon soll realistisch sein und wieviel Fiktion?
Der Schreibprozess von Band 5
Ich begann also mit den Überlegungen, auf welcher Grundlage Alexander Egbert verhaftet worden ist und bei der ersten Szene, die Diskussion von Natasha mit der Staatsanwältin, wurde mir klar, wie zerbrechlich die Anklage sich darstellte. Ehe ich mich versah war Alexander Egbert vorläufig auf freiem Fuß und er wurde umgebracht. Wer hatte dabei eines der stärksten Motive? Klar, natürlich Natasha.
Sie landet im Knast und das löste eine Lawine von Recherchearbeit aus. Ich musste feststellen, dass meine ganzen Gedanken zum Leben im Knast geprägt ist von amerikanischen Verhältnissen. Angefangen von dem orangen Overall hin zu dem Ablauf und der Unterbringung. Die USA hat die höchste Anzahl von Inhaftierten gemessen an ihrer Gesamtbevölkerungszahl. Der Schwerpunkt liegt auf der Sicherheitsverwahrung. Der Schwerpunkt im deutschen Rechtssystem auf die soziale Eingliederung der Inhaftierten nach dem Knast. Das erweckt manchmal den Eindruck, dass ein Leben in einer deutschen Justizvollzugsanstalt einem Hotelaufenthalt gleicht. Das ist aber nicht der Fall.
Eingesperrt
Doch auch das lernte ich erst, durch viel Recherche und das Anschauen von Dokumentationen. Selbst habe ich eine Haftanstalt nicht besucht, nur von außen betrachtet. Die Videoüberwachung, die Vergitterungen, das ständige auf und ab schließen der Türen, die Einschränkungen, das Anstehen der Angehörigen für eine Besuch reingelassen zu werden oder die Wäscheausgabe. All das erzeugt bei mir eine Beklemmung, die ich später in der Geschichte in den Gefühlen und Gedanken von Natasha festhalte.
Die Würde des Menschen ist unantastbar. So beginnt Artikel 1 in unserem Grundgesetz und das muss in Deutschland gelten, egal um wen es sich handelt. Der Satz klingt simple ist aber unglaublich schwer, wenn es um ein Verbrechen geht. Wir haben den Täter und wir haben das Opfer. Die Würde des Opfers wurde angetastet und mein menschliches Bedürfnis ist es erstmal, die des Täters anzutasten. In einem Rechtsstaat steht das nicht zur Debatte.
Sehr gut stellt das Ferdinand von Schirach in seinen Essays: „Die Würde ist antastbar“, in dem Essay „Die Würde des Fürchterlichsten – die Menschrechtsklage des Kindermörders Gäfgen“ dar. Niemand darf in unserem Land gefoltert werden, egal welche Informationen derjenige den Behörden vorenthält und selbst, wenn es um den Aufenthaltsort eines entführten Kindes geht, dessen Leben davon abhängen könnte. Was es am Ende nicht tat, doch das wusste der Polizeipräsident zu diesem Zeitpunkt nicht. Er hätte am Ende ebenfalls verurteilt werden müssen, seinen Job verlieren und auch seine Pension. Recht darf nicht differenzieren zwischen dem menschlich nachvollziebahren und der Tat. Es sollte, ja muss aber bei der Festlegung des Strafmaßes durch das Gericht, die führende Rolle spielen.
Realität oder Fiktion
Mir wird als Autorin einmal mehr bewusst, wie schwer es mir fällt die Fiktion von der Realität zu trennen. Die Gefahr besteht, das ich als Leserin von Krimis und Thrillers (gerade der nordischen oder der amerikanischen) mehr und mehr den Eindruck gewinnen kann, dass das Brechen von Regeln durch meine Heldinnen und Helden in Ordnung ist, wenn die Absicht dahinter eine Gute ist. In Wahrheit ist die Realität aber komplexer und auch wenn es menschlich ist Fehler zu machen, darf das nicht dazu führen, dass das Recht gebrochen wird. Ein Gesetz, dass Menschlichkeit als oberstes Gebot hat, stellt uns vor die Herausforderung von unseren Gefühlen übermenschliches zu verlangen. Als Autorin sitze ich zwischen zwei Stühlen. Folge ich dem Trend in der Unterhaltungsliteratur und lasse meine Helden mit Gewalt gegen die Verbrechen vorgehen? Ist das womöglich sogar die Realität, wenn ich aktuell in den Zeitungen von der Gewalt der Polizei gegenüber Schwarzen und Minderheiten lese? Oder halte ich dagegen und schreibe, wie es sein sollte oder vielleicht bei einem Großteil der Beamtinnen und Beamten auch ist? Oder ist es gerade die Flucht in die Fiktion, die uns hilft mit den inneren Böse fertig zu werden? Spannende Fragen.
Hast du Antworten für dich beim Schreiben gefunden?
Rache ist etwas, dass dein Leben zerstört. Statt dein Leben zu leben und das Vergangene loszulassen, steckst du fest in einem Gedankenkarussell, das dir jede Freude nimmt.
Frei zu sein, sein Alltag selbst bestimmen zu können, spazieren zu gehen, wann immer du willst, Essen wann du Lust hast, deine Schwester besuchen, dass alles ist ein Privileg. Nach dem Schreiben dieser Geschichte genieße ich diese Freiheiten bewusster.