Warum Gehen gefährlicher ist als Wellenreiten

Manche halten mich verrückt, andere beneiden mich, ich selbst hänge dazwischen. Für meinen neuen Gegenwartsroman belegte ich ein Kurs zum Wellenreiten auf Sylt. Dass dieser mit einem gebrochenen vierten Zeh am linken Fuß endete, lag nicht am Wellenreiten, sondern am über den Sand laufen. Aber alles der Reihe nach.

In dem neuen Gegenwartsroman, den ich zur Zeit schreibe, trifft eine alleinerziehende, bodenständige in der Realität verwurzelte Bree, auf den Social Media Celebrity (okay, welches Pronomen ist korrekt – die, der, den?) Ethan. Sie soll ihm das Wellenreiten beibringen und natürlich entwickelt sich dabei nach und nach eine Lovestory. Doch kann das funktionieren? Das werden wir dann am Ende sehen, wenn ich die Stelle erreiche.

Inspiriert zu dem Roman hat mich Tim Ferris. Was du kennst Tim Ferris nicht? Kein Problem, ich bin auch erst über das Hörbuch „The Four Hour Work Week“ über ihn gestolpert. Er macht echt tolle Interviews. Egal. Jedenfalls ist Bree nicht nur eine leidenschaftliche Bäckerin, sondern auch Wellenreiterin. Nur, dass ich noch nie in meinem Leben auf einer Welle gesurft bin.

Eigentlich kein Problem. Wofür besitze ich denn meine ganze Fantasy, wenn ich sie nicht für das Ausdenken von Geschichten nutzen würde. Tja, da saß ich nun vor meinem Bildschirm und tippte in schneckenartiger Anschlagtechnik das erste Kapitel für den Roman. Puh. Zum Glück kam Rose dazwischen mit der Frage, ob ich nicht noch eine Kurzgeschichte von der Sondereinheit Themis schreiben wollte, über die erste Begegnung von Natasha und Pit. Nichts lieber als das. Das nennt sich auf Deutsch Aufschiebieritis. Warum, dass verstand ich nicht. Ich habe schon solange darauf gebrannt, diese Geschichte zu schreiben.

Es lag daran, dass mir die Erfahrung für das Surfen fehlte. Also fing ich an im Internet nach Wellenreiten zu recherchieren. Die Begeisterung für Sport gehört, glaube ich, inzwischen irgendwie zu meinen Büchern dazu. Da gab es geniale Seiten, die per Online Videos das Wellenreiten erklären, doch so richtig konnte ich es mir nicht vorstellen. Mir fehlte einfach die sinnliche Erfahrung. Spontan klickte ich auf einen Link Surfcamps. Portugal, Spanien, Südfrankreich ja und tatsächlich, da tauchte sogar Deutschland auf, genauer die Insel Sylt.

Der erste Anruf bei einem Campingplatz führt zu einem Lachanfall am anderen Ende. Wir sind für ein Jahr im Voraus gebucht. Jeder Campingplatz ist nah, versuche es am besten bei allen, nur wenn einer absagt, kannst du Glück haben, dass du genau für diese Woche einen Wohnwagenplatz für die Größe findest. Das war nämlich mein zweites Problem. Durch die Freilichtbühne und die Urlaubsplanung unserer Mitarbeiter, blieb nur diese eine Woche übrig, wo wir in den Urlaub fahren konnten.

Tatsächlich hatte ich beim zweiten Campingplatz Glück. Kurz zuvor hatte jemand abgesagt und der Platz war groß genug. Der Wellenreiterkurs wurde gebucht und auf ging es, zum ersten Mal für uns, nach Sylt. Traumhaftes Wetter, aber nur wenig Wellen. So sahen die ersten zwei Tage des Kurses aus. Ideal um die Grundlagen zu lernen und am zweiten Tag Yoga auf dem Surfboard zu machen. Wer denkt das wäre easy, sollte es mal versuchen. Es ist lange her, dass ich einen dermaßen Muskelkater hatte. Am dritten Tag endlich, die richtig coolen Wellen, wo es dann zur Sache ging. Ich schaffte es am Ende einen Fuß aufzusetzen. Immerhin, zwischen all den elf bis zwanzigjährigen, ist man mit 49 schon eher die Ausnahme.

Tja und dann passierte es. Wir liefen vom Strand mit plaudernder Begeisterung zum Steg, eine Teilnehmerin kreuzte meinen Weg, ich lief ihr in die Hacken und dann tat es weh. Na ja, kein Problem, das geht schon wieder weg. Mit meiner Familie ging ich beim Twister essen. Die Burger sind wirklich super da, obwohl ich ein Ziegenkäsecrêpe gegessen habe und die Süßkartoffel Pommes waren genial knusprig. Jedenfalls wurde es mit dem vorletzten Zeh am linken Fuß nicht besser. Als ich dann aufstehen wollte, spürte ich ihn nicht mehr und er war dick angeschwollen. Da war mir eigentlich schon klar, dass entweder die Sehne gerissen oder der Zeh gebrochen war. Es stellte sich heraus ein glatter Bruch und damit waren für mich die letzten zwei Tage meines Wellenreiterkurses gestrichen. Noch schlimmer, sogar das Schwimmen!

Dennoch konnte ich genug sinnliche Erfahrungen mit jeder Menge Salzwasser im Bauch machen. Den Rest erledigten Caro, Laura, Alex und Chris, denen ich Löcher in den Bauch gefragt habe, so dass ich jetzt wieder im vollen Schreibfluss stecke. Vielen Dank an das Team von Südkap Surfing Sylt.

Meine Frage an dich. Merkst du es Büchern an, wenn sie gut recherchiert und mit eigenen Erlebnissen angereichert sind?

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